Der Einfluss der Medien auf Gartentrends


Im Vergleich zur Gartenbegeisterung in England ist Deutschland noch ein Entwicklungsland. Neben einer schier unüberschaubaren Anzahl verschiedener Gartenzeitungen und Fernsehformaten, wird dort insbesondere über die Gartenschauen intensiv berichtet. Tägliche, einstündige Berichterstattungen, zum Beispiel von der Chelsea Flower Show, erreichen für hiesige Verhältnisse unglaubliche Einschaltquoten.

 

Medien als Trendsetter

Der Einfluss der Medien reicht in England mittlerweile bis in die Planung und Konzeption der Gartenschauen: Die Schaugärten sind dort nicht betretbar, Pflanzenauswahl und Blütezeitpunkte sind exakt auf die wenige Tage dauernden Veranstaltungen abgestimmt. Und die bühnenhafte, bildartige Planung der Gärten orientiert sich verstärkt an der zweidimensionalen Darstellung in Zeitschriften und Fernsehen. Dort werden Trends gesetzt, mit denen sich Gartenarchitekten und ausführende Betriebe europaweit auseinandersetzen müssen. Oft ist es den Kunden nur schwer zu vermitteln, dass die Bilder, die sie in Zeitschriften und Büchern finden, nur bedingt dauerhaft umsetzbar sind und meist nur kurze Blüte-Highlights von wenigen Wochen bieten. Zudem lässt sich die auf das milde englische Klima abgestimmte Pflanzenauswahl nicht immer auf hiesige Verhältnisse übertragen.

 

Gestaltungstrends

Gestalterische Aspekte werden bei der Planung von Gärten immer stärker akzentuiert. Pflanzen treten oft nur noch als dekorative Begleitelemente in Erscheinung. Auch dies lässt sich als Folge auf das mediale Ereignis "Gartenschau" zurückführen. "Über Nacht" erstellt, für fünf Tage gebaut: Der Anspruch, ein fertiges "Gartenbild" zu ergeben, reduziert die Pflanzenauswahl auf Machbarkeit und Blütezeitpunkte. So werden einige Pflanzen, wie Allium 'Purple Fusion' zum unvermeidlichen Trendartikel. Zudem haben viele Planer keine Ahnung mehr von Pflanzen: Innenarchitekten, Dekorateure und Designer haben den Garten als Gestaltungsort entdeckt und wecken mit kraftvollen, spektakulären Gestaltungen aus meist toten Baustoffen das Interesse der Armada von Gartenfotografen.

 

Materialtrends

Der "Siegeszug" der Gabionen wird sich in Zukunft auch verstärkt im Hausgartenbereich fortsetzen. Dabei werden zunehmend ungewöhnliche Füllstoffe, wie Holz oder Glas eingesetzt. Glas ist überhaupt stark im Kommen: ob als Bodenbelag in Form von Glaskies oder Splittern, als in den Boden eingelassene Glasplatten zur Beleuchtung oder auch als Mulchstoff in Pflanzungen. Bei den Bodenbelägen spielen großformatige Betonplatten eine immer größere Rolle. Bei Platten von einer Größe bis 1x1 Meter stoßen allerdings viel Ausführungsbetriebe an Ihre Grenzen. Diese Platten müssen mit speziellen Verlegezangen verlegt werden und verzeihen kaum Ungenauigkeiten. Kleinste Höhenversetze sind deutlich wahrnehmbar und Korrekturen an bestehenden Flächen sehr kostenintensiv.

 

Bepflanzungstrends

Was auf herkömmlichen Wege ein bis zwei Jahre dauert, wird heute über Nacht gefordert: Blumenwiesen. Wiesenartige Staudenpflanzungen, gepflanzt aus hunderten von Gräsern und Stauden, sind ein Trend der sich weiter fortsetzt. Keine Gartenschau ohne diese aufwändigen, nur kurze Blüte-Highlights setzenden Pflanzungen. Auch der wunderbare Bambus gerät zunehmend durch unrealistische Bilder in vielen Gartenzeitschriften in Verruf. Asiatisch anmutende Gartenbilder von Bambus und weißem Mamorkies finden sich mittlerweile in fast jedem Gartenbuch. Doch nach zwei bis drei Jahren ist die Pracht vorbei. Algen und Schmutz lassen den Kies unansehlich werden. Hier ist eher zu härteren und dunkleren Kies- oder Splittsorten zu raten, die nicht so schnell verschmutzen. So schön Bambus in Splittflächen auch aussieht, sollte man sich doch dessen bewusst sein, dass Bambus ständig Blätter verliert. Wer also sehr ordnungsliebend ist, sollte vielleicht besser auf andere Gartenbilder zurückgreifen.