Leistungsprofil des Gartenberaters

An einen Gartenberater werden sehr hohe Anforderungen gestellt - Branchenwissen alleine ist nicht ausreichend. Wer die Kunst einer professionellen Gartenberatung ausführen möchte, muss über zahlreiche Fertigkeiten und ein umfangreiches Knowhow verfügen. Manche Menschen behaupten sogar, dass man erst am Ende eines Berufslebens über die nötige Qualifikation und den nötigen Erfahrungsschatz verfügt, anspruchsvolle Gartenberatung leisten zu können.

Was Sie von einer Gartenberatung erwarten dürfen

Wie in der Architektur reicht es auch in der Landschaftsarchitektur nicht, den Kunden mit einer auffälligen Plangraphik zu überzeugen. Der Genius loci erschließt sich nur vor Ort und kann auch nur dort eingefangen werden. Gartenberatung ohne Besichtigung der Örtlichkeiten ist allenfalls zur Beantwortung von Detailfragen ohne Bezug zum betreffenden Garten sinnvoll. Gefragt ist also der Sinn für Räume und Bezüge sowie das Handwerkzeug, diese auszugestalten oder zu erschaffen.

 

Branchenwissen

Zum Kern jeder guten Gartenberatung und Gartenplanung gehört es, eine Freifläche und deren Umgebung richtig einzuschätzen und eventuell in kurzer Zeit, einen mit den Vorstellungen der Gartenbesitzer übereinstimmenden Vorschlag für die optimale Gestaltung des Gartens zu machen. Wobei optimale Gestaltung in diesem Fall heißt, Qualitäten zu nutzen und Schwächen zu eliminieren, um durch das ideale Zusammenwirken von Raum, Architektur und Umgebung eine hohe Aufenthaltsqualität zu erzielen.


Dazu gehört:

  • Erkennen der Potentiale und der Schwachpunkte eines Raums
  • Einschätzen der Standortbedingungen unter Berücksichtigung der Veränderungen durch Jahreszeitenwechsel und Tagesverlauf
  • Einordnen der Kundenwünsche hinsichtlich Funktionalität und Formensprache

 

Bautechnisches Wissen

Zwar wird vertieftes bautechnisches Wissen in der Gartenarchitektur erst in der Ausführungsplanung verlangt, aber in Beratungsgesprächen werden oft schon ganz am Anfang bautechnisch durchdachte Lösungen gefordert. Ganz abgesehen davon, verlangt das überschlägige Kalkulieren von Kosten für eine bestimmte Art der Gartengestaltung, auch die Kenntnis des Einbaus der sie bestimmenden Elemente.

Ein Gartenberater sollte alle gängigen Bautechniken kennen, etwa den Pflasterbau, Rasenbau, Teichbau, den Bau von Mauern und vieles mehr. Ganz besonders betrifft das jene Bautechniken, die in der Region häufiger zur Anwendung kommen.
Besondere schwierig ist das Abschätzen der handwerklichen Fähigkeiten der Gartenbesitzer im Fall der Selbstumsetzung durch den Kunden. Hier ist erhöhte Flexibilität im Hinblick auf die Modifizierung der Bautechniken und die Auswahl der Baustoffe gefordert. Auch müssen mögliche Folgen abgespeckter Bauweisen dem Kunden klar kommuniziert werden.

 

Materialkenntnis und -verwendung

Einen besonderen Stellenwert hat die Materialkenntnis. Welche Baustoffe und welche Produkte für einen bestimmten Einsatz zur Verfügung stehen, interessiert Gartenbesitzer bereits von Beginn der Planungsphase an. Angefangen von Bodenbelagsmaterialien, stehen Produkte für den Sichtschutz, zum Abfangen von Gefälle, zum Einfassen von Grundstücken, zum Beschatten und zum Abdichten ganz oben auf der Wunschliste.
Hier reicht es nicht, allein die Materialgruppen zu kennen. Kenntnisse über die Vor- und Nachteile bestimmter gängiger Produkte sowohl lokaler als auch überregionaler und eventuell sogar ausländischer Hersteller werden vorausgesetzt.

 

Pflanzenkenntnis und -verwendung

Was für die Baustoffe gilt, gilt in fast gleichem Maße auch für Pflanzen, besonders für Gehölze. Dabei stoßen viele Gartenplaner spätestens bei den Stauden und den Pflanzenneuheiten an ihre Grenzen. Da das ständig wachsende Pflanzensortiment ungleich größer ist, als das Materialsortiment, Pflanzen außerdem je nach Standortbedingung ein anderes Verhalten an den Tag legen, kommt der Pflanzenkenntnis ungleich größere Bedeutung zu und verlangt dem Gartenberater ein großes Maß an Bereitschaft ab, Pflanzen in ihrer ganzen Vielfältigkeit kennenzulernen.

Hier ist auch praktische Erfahrung gefragt, die das Einschätzen der Konkurrenzkraft und der Anpassungsfähigkeit einzelner Arten in einer Pflanzengesellschaft ermöglicht. Dabei kommt der Pflanzenkenntnis bei Umgestaltungen eine noch größere Bedeutung zu, weil der Gartenberater in die Verlegenheit kommt, Aussagen zu bereits vorhandenen Pflanzen machen zu müssen, und zwar sowohl in Hinblick auf deren Bestimmung, als auch auf den Gesundheitszustand. Außerdem kommt der Bedarf nach einer Gartenberatung bei Umgestaltungen oft über problematische Standorte und gescheiterte Pflanzexperimente zustande.
Hier werden während der Gartenberatung klare Aussagen erwartet, die das Begründen des Scheiterns und eine nachvollziehbare Problemlösung beinhalten.

 

Kenntnis von Pflegebedarf und Plegeabläufen

Wer eine Empfehlung in Richtung einer bestimmten Gartengestaltung abgibt, muss nicht nur einschätzen können, ob der Kunde den Zustand über einen gewissen Zeitraum in der von ihm erwünschten Weise aufrecht erhalten kann, sondern er muss ihm auch sagen können, wie diese Unterhaltungspflege zu leisten ist und welcher Pflegeaufwand ihn dabei erwartet.
Gerade bei Staudenpflanzung wird oft unterschätzt, in welcher Geschwindigkeit die Eigendynamik einer solchen Anlage das Gefüge verändern, ja zerstören kann. Hier sind genaue Anleitungen für den Unterhalt dieser Pflanzungen zu erwarten.
Außerdem erwarten Kunden bereits im Beratungsgespräch oft detailliertes Wissen zu optimalen Pflegemaßnahmen von Rasenflächen, Gehölzpflanzungen oder Obstbaumschnitt.

 

Kalkulatorische Übersicht

Um die Kosten eines bestimmten Gestaltungsvorschlags überschlägig abschätzen zu können, bedarf es der Kenntnis ungefährer Materialkosten und Pflanzenpreise sowie der Fähigkeit, den Arbeitsaufwand zu kalkulieren. Während sich ersteres mit Preislisten lösen lässt, verlangt die Überschlagsrechnung der Leistungen, Arbeitsprozesse und deren Dauer zu kennen.

 

Psychologische Schlüsselqualifikationen

Wer in den fremden Kosmos einer Kundenfamilie eindringt, muss Menschen in kürzester Zeit verstehen lernen und ihr Vertrauen gewinnen. Nur so öffnet sie sich den eigenen Vorschlägen. Dazu gehört, den Kunden dort abzuholen, wo er steht: Also sein Wissen und seine Spielräume einzuschätzen und darauf reagieren zu können.
Aufgaben, die psychologisches Geschick verlangen, sind beispielsweise:

  • Aufspüren und übersetzen verborgener Wunschvorstellungen
  • Erkennen und gegebenenfalls überwinden von Vorurteilen und gewachsenen Grenzen
  • Mediation zwischen Ehepartnern und weiteren Familienangehörigen

 

Kommunikationsvermögen

Es reicht nicht, gute Ideen zu haben. Sie müssen von dem Gegenüber auch verstanden werden. Wer schon einmal Gebrauchsanweisungen technischer Geräte verflucht hat, weiß was es bedeutet, wenn ein Fachmann bei seinen Zuhörern Dinge voraussetzt, die für ihn selbst selbstverständlich sind.
Das gilt in der Gartenberatung sowohl für die Gespräche als auch für Skizzen und Planwerke. Gerade das Lesen von Aufsichtplänen überfordert die meisten Laien. Diese können meist die Aufsichten kaum in dreidimensionale Gartenbilder umwandeln.

Verlangt wird also das

  • verständliche Darstellen eigener Ideen
  • Begründen bestimmter Lösungsansätze oder Lösungsvorschläge
  • Schaffen verständlicher Skizzen
  • Erklären der bautechnischen Abläufe

 

Gutes Vorstellungsvermögen, Fähigkeit zur Improvisation

Gartenberatung ist keine Einbahnstraße. Oft werden von Seiten der Gartenbesitzer Vorschläge eingebracht, die vom Berater eventuell in kurzer Zeit abgewogen und kommentiert werden müssen.
Dazu gehört, den Vorschlag in den Kontext der bereits vorliegenden Ideen und die Gartensituation integrieren zu können und daraus ein geistiges Bild zu erzeugen, welches sich kurzfristig bewerten lässt.

Erfahrung hilft, diese Bilder durch Kombination von Erfahrungswerten zu erzeugen. Aber auch die eigenen Vorschläge wollen gut durchdacht und im Raum verortet sein. Das gilt besonders für das Wachstum von Gehölzen, aber auch für die Dynamik von Staudenpflanzungen, die Raumwirkung und Ausstrahlung bestimmter Gestaltungselemente und Oberflächen.

 

Grundverständnis von Bodenkunde, Pflanzenphysiologie, Phytopatologie

Obwohl es nicht zur Ausbildung eines Gartenarchitekten gehört, sich mit der Physiologie der Pflanzen und mit Phytopatologie (Pflanzengesundheit) zu beschäftigen, tun Gartenberater gut daran, sich wenigstens Grundwissen in diesen Bereichen anzueignen.
Viele Kunden setzen voraus, dass Menschen, die sich mit Gärten beschäftigen, auch Kenntnis von den Pflanzen und ihren Krankheiten und Schädlingen haben. Da ist der Gartenarchitekt dann eben doch der Gärtner. Im Übrigen gehört zur Pflanzenverwendung, wie bereits in einem vorherigen Abschnitt besprochen, natürlich auch, die Ansprüche der zur Auswahl stehenden Pflanzen zu kennen – und deren Schäden, wenn sie mal nicht optimal stehen.
Bodenkunde ist ohnehin eine wichtige Lehre, um den Standort richtig einzuschätzen. Ein Gartenberater sollte den vorliegenden Boden bereits bei der Standortbegehung richtig ansprechen und daraus Konsequenzen für die Gestaltung ziehen können.

 

Rechtskenntnis

Die meisten Streitigkeiten unter Nachbarn drehen sich um grenzüberschreitende Probleme. Um Kunden vor solchen Auseinandersetzungen (zumindest vor den vermeidbaren) zu bewahren, sollte der Gartenberater das Nachbarschaftsrecht des jeweiligen Bundeslandes zumindest in den für die Gestaltung relevanten Bereichen kennen.
Weitere Rechtsfragen können sich bei der Vergabe von Dienstleistungen ergeben. Auch Haftungsfragen können an den Gartenberater herangetragen werden (z.B. Gartenteiche, Bäume etc.)

 

Ökologisches Grundverständnis

Auch wenn bei jemandem, der sich professionell mit Gärten beschäftigt, ein ökologisches Grundverständnis vorausgesetzt werden darf, soll es an dieser Stelle erwähnt werden. Besonders bei Familiengärten, wo das Erleben von Natur zentrale Bedeutung hat, geht es nicht nur um die Flora, sondern auch um die Fauna.
Ökologische Kenntnisse helfen, diese Wünsche zu realisieren. Wichtig ist das ökologische Grundverständnis auch für die Pflanzenverwendung. Das Verstehen natürlicher Pflanzengesellschaften und die sie bedingenden Konkurrenzverhältnisse helfen, auch im Garten dauerhaft funktionierende Gemeinschaften (auch nach natürlichen Vorbildern) zu etablieren.
Tjards Wendebourg, Claus Krompfholz für gartenberatung.info